Künstliche Intelligenz: Mitgestalten und Vorteile – auch im Handel – nutzen

Kürzlich unternahmen wir einen Exkurs in die Welt maschinellen Lernens – dargestellt im Deutschen Museum Bonn. Es lohnt, sich mit den Hintergründen auseinanderzusetzen. Was denken Sie?

Die vergangenen beiden Jahre haben uns gezeigt: Künstliche Intelligenz ist aus vielen Bereichen der Technik, der Medizin oder der Forschung nicht mehr wegzudenken – und sie erobert zunehmend Bereiche unseres Alltags. Dennoch ist die Skepsis gegenüber den neuen, unbekannten Einsatzmöglichkeiten bei vielen Menschen noch groß. Es wird Regeln brauchen, die als Leitplanken die Nutzung der KI vorgeben. Der AI-Act der Europäischen Union ist bereits in Arbeit. Und ganz gleich, wie jeder Einzelne von uns zur Künstlichen Intelligenz steht: Auseinandersetzen müssen wir uns damit.

Ausstellung im Deutschen Museum in Bonn

Warum nicht einmal für ein paar Stunden eintauchen in die Grundlagen, die vielfältigen Möglichkeiten und auch die Risiken der Künstlichen Intelligenz? Dazu empfiehlt sich die Ausstellung „Mission KI“ des Deutschen Museums in Bonn. Spielerisch erfahren Besucher mehr über die Einsatzmöglichkeiten der KI: Ob in der Robotertechnik, beim autonomen Fahren oder in der profanen Erkennung von Gegenständen – alles kann mithilfe praktischer Versuchsanordnungen in den Ausstellungsräumen selbst entdeckt und ausprobiert werden.

Schnell stellt man fest: Viele Anwendungen waren vor 15 oder 20 Jahren noch undenkbar, sind aber heute alltäglich. Die Entwicklung hat einen großen Sprung getan, und dennoch stehen wir gerade erst am Anfang. Das der KI zugrunde liegende Machine Learning, dessen Verfahren Maschinen dazu „befähigt“, anhand der Verarbeitung und Auswertung riesiger Datenmengen hinzuzulernen und schließlich selbst Texte, Töne, Bilder und vieles andere mehr zu erzeugen, wird von Tag zu Tag ausgefeilter und kann immer mehr Daten einbeziehen.

Begriffe

= maschinelles Lernen. Vereinfacht gesagt speisen wir eine Maschine – also einen Computer – mit zahlreichen Informationen und Daten und bringen ihr so Eigenschaften und Kriterien eines bestimmten Objekts bei. Die Maschine lernt dann beispielsweise, auf einer Wiese eine bestimmte Pflanze automatisch zu erkennen und zu bestimmen – nachdem sie vorher Tausende und Abertausende von Fotos dieser Pflanze verarbeitet hat. Dabei gilt: Je mehr Daten zur Verfügung stehen, desto besser wird das Ergebnis. Erst die enorme Leistungsfähigkeit moderner Speicher und Rechner hat es ermöglicht, die riesigen Datenmengen zu verarbeiten. 

Die meisten KI-Anwendungen sind heute generative KIs, das heißt, sie erzeugen neue Inhalte. Sie kennen sicherlich ChatGPT – eine KI-Anwendung, die Texte generieren kann. Dazu wurde sie vorher mit Abertausenden von Sätzen und Texten trainiert. In der Bildbearbeitungssoftware von Adobe können Sie beispielsweise per KI eine Katze auf das Foto Ihrer Wohnzimmercouch drapieren. Und mit Musikgeneratoren ihre eigenen Songs komponieren lassen.

KI in der Wirtschaft

Die Vielzahl der in Bonn ausgestellten Beispiele über das, was die KI schon heute kann, ist definitiv beeindruckend und regt zum Nachdenken an.

Tipp

Lassen Sie sich doch einmal von ChatGPT den Begriff "Warenkreditversicherung" erklären. Wir haben unser Ergebnis auf ➔ LinkedIn aufgeschrieben.

Noch können wir als Fachmakler auf unser tiefgreifendes Expertenwissen und die Fähigkeit zur Einschätzung und Einordnung bauen. Andere Berufsgruppen müssen sich schon jetzt darauf einstellen, schnell und einfach ersetzt werden können. Im Sommer 2023 kündigte etwa die „BILD“-Zeitung an, 200 Mitarbeiter entlassen zu wollen. Redaktionelle Tätigkeiten sollen verstärkt durch die Künstliche Intelligenz erledigt werden. Im Kölner Express schreibt seit einiger Zeit eine sehr fleißige Autorin namens Klara Indernach. Sie ist jedoch keine aufstrebende Journalistin, ihr Akronym steht für „Künstliche Intelligenz“.

In manchen Bereichen wiederum ist die KI in Zeiten des Fach- und Arbeitskräftemangels jetzt schon die helfende Hand. Oder ein Werkzeug, um Produkte gewinnbringender abzuverkaufen: Ähnlich des Dynamic Pricings aus dem Onlinehandel experimentiert auch der stationäre Handel bereits mit Systemen, die KI-gestützt Preise vorgeben können. Tools, mit denen Händler auf Basis aller verfügbaren Markt- und Kundendaten permanent den attraktivsten Preis für die Kunden und dennoch die maximale Gewinnspanne herausfinden können.

Sie kennen dies von den ständig wechselnden Preisen an der Tankstelle: Wer nach einem langen Arbeitstag keine Lust mehr hat zu tanken, wird am Morgen danach mit deutlich höheren Spritpreisen bestraft. Nach diesem Vorbild könnten auch im Supermarkt die Preise künftig je nach Tageszeit und Wochentag variieren. Bier und Chips könnten ab Freitag höher, verderbliches Obst und Gemüse eine Stunde vor Geschäftsschluss niedriger ausgepreist werden. Alles automatisiert errechnet und ausgezeichnet durch moderne KI-gestützte Software. Schließlich weiß der Handel genau, wann welche Produkte gekauft werden – seit Einführung moderner Kassen- und Warensysteme erst recht. Und durch unternehmenseigene Apps lotst man bereits jetzt die Kundschaft zum Stammsupermarkt oder zur Stammdrogerie.

Künstliche Intelligenz und Ethik

Technisch machbar ist vieles. Einiges soll jedoch durch die Gesetzgebung geregelt oder sogar verboten werden – anhand des AI-Act der EU. Kritisch bzw. verbotswürdig schätzt die EU beispielsweise das Social Scoring ein. Darunter würde auch die automatisierte Bonitätseinschätzung von Menschen aufgrund der Angaben in ihren Social-Media-Profilen fallen.

Der AI-Act

Mit dem AI-Act unternimmt die EU den Versuch, den technischen Fähigkeiten der Algorithmen und ihrer Entwickler einen ethischen Rahmen zu geben, innerhalb derer sich die KI bewegen darf. Dabei schränkt der AI-Act einige KI-Anwendungen ein, andere verbietet er ganz. Zu dieser Gruppe gehören Anwendungen mit einem sogenannten unannehmbaren Risiko. Sie verstoßen gegen EU-Werte, weil sie Grundrechte verletzen. Gemeint sind unter anderem Anwendungen, die soziales Verhalten von Menschen bewerten (Social Scoring), die die Schutzbedürftigkeit von Personen ausnutzen oder Manipulationstechniken nutzen oder die Personen aufgrund biometrischer Daten kategorisieren und beispielsweise Menschen mit einer bestimmten ethnischen Herkunft identifizieren können.

Ein erster Entwurf des AI Act wurde bereits 2021 veröffentlicht. Nach zähen Verhandlungen gibt es inzwischen eine gemeinsame Linie des EU-Parlaments. Über Details und Formulierungen wird nun noch abgestimmt, bis die Verordnung verabschiedet werden kann. (Den vollständigen Prozess des AI Act können Sie hier nachlesen.)

KI im Credit Management

Einige unserer Mandanten nutzen schon jetzt KI-gestützte Werkzeuge, meist als zusätzlichen Baustein zur Kreditversicherung. Sie können so beispielsweise Betrugsversuche in ihren Online-Shops schneller erkennen oder um Zahlungserfahrungen von künftigen und bestehenden Kunden umfassend und aktuell analysieren. So minimieren sie aktiv das Risiko, von Betrug oder Forderungsausfall betroffen zu sein. Mit unserer Tochter Wa-Ka Credit Solutions beraten wir Sie gern zu einem ausgefeilten und datengetriebenen Credit Management System. Anhand dieser mächtigen Tools werden Sie in die Lage versetzt, alle im eigenen Unternehmen über Ihren Kunden vorliegenden Daten zusammenzuführen und zentral zu bewerten. In der Folge weist sie das System frühzeitig auf sich verändernde Risikostrukturen einzelner Kunden hin und trägt dazu bei, das Gesamtrisiko eines Forderungsausfalls deutlich zu reduzieren. Ein klarer Gewinn für die Unternehmenswelt.

Doch auch Kriminelle nutzen die KI. Mit einem klassischen „Fake President“-Betrugsversuch beispielsweise fingierten sie E-Mails oder verstellten am Telefon ihre Stimme, um Mitarbeiter zur Überweisung von Geldbeträgen zu bewegen. Aus heutiger Sicht wirkt diese Vorgehensweise schon wie „Kinderkram“. Denn mit KI-gestützten Betrugsversuchen (Deep Fakes) gelingt es Betrügern, in Video Calls die Gestalt des Geschäftsführers anzunehmen und eine Überweisung täuschend echt anzuweisen und deren Ausführung sogar zu beaufsichtigen. Einen Eindruck von Deep Fakes zeigte auch die BILD-Zeitung in einem Werbespot, den Sie auf YouTube ansehen können

Wie flüssig diese Systeme bereits jetzt laufen, davon können Sie sich ebenfalls in Bonn ein Bild machen. Und das wortwörtlich: Sie setzen sich vor die Kamera im Deutschen Museum, der Rechner erkennt jede Ihrer Gesichtsregungen und gibt diese eins zu eins auf dem Bildschirm mit einem anderen wieder. 

Künstliche Intelligenz Deep Fake

Unser Fazit

Natürlich begleiten wir die Entwicklungen der Künstlichen Intelligenz ständig – und dennoch haben uns die vielfältigen in Bonn ausgestellten Beispiele verblüfft. Aus unserer Sicht überwiegt der Nutzen der KI auch deutlich den Risiken. In vielen Fällen lässt sich Künstliche Intelligenz leicht und ohne großen Aufwand in bestehende Strukturen integrieren. In manchen Branchen und Technologien wird ihr Einsatz auch für größere Umbrüche und Transformationen sorgen. Doch wer sie nicht nutzt – und damit auch nicht von ihr profitiert –, wird im Geschäftsleben früher oder später abgehängt und verliert an Wettbewerbsfähigkeit.

Zu einem verantwortungsvollen Umgang gehören auf der einen Seite die ethnischen Leitplanken – und auf der anderen Seite eine fortlaufende Aufklärung über Technologien und Risiken. Unternehmern raten wir, Mitarbeiter zu möglichen Betrugsszenarien zu schulen und sie über ihre Pflichten und Aufgaben zu unterrichten. Auch der leichtfertige Transfer von Inhalten wie Forschungsunterlagen oder Reportings in KI-gestützte Werkzeuge wie ChatGPT oder Midjourney sollte unternehmensintern eingeschränkt werden. Eine Vertrauensschadenversicherung schützt Sie zusätzlich vor Schäden durch Deep Fake/Fake-President-Betrug.

Wollen Sie mehr wissen? Dann lassen Sie uns über die Digitalisierung Ihres Credit Risk Managements, die Integration neuer Absatzwege in die Kreditversicherung oder die Absicherung von Betrugsrisiken reden.

Sprechen Sie uns an.

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