Corona und die Wirtschaft in der vierten Welle
Warum eine lasche Pandemie-Politik unsere Wirtschaft belastet – und wie Unternehmen selbst Vorsorge treffen.
Erinnern Sie sich noch an das Frühjahr 2020, als ein Shutdown verhängt wurde, nachdem bundesweit (insgesamt!) 8.000 Infektionen gezählt wurden? Als man Millionenhilfen ankündigte, um deutsche Unternehmen möglichst unbeschadet durch die kommenden Wochen zu bringen? Wir haben diese Zeit der Ungewissheit, aber auch Zuversicht noch klar vor Augen.
Trotz aller Sorge, um Menschen, um Unternehmen, um Branchen, waren wir ein wenig stolz darauf, wie strukturiert (und finanziell abgepuffert) sich unser Land einem unbekannten Virus entgegenstellen wollte. Bereitwillig ließen sich Politiker, Medienleute und die breite Bevölkerung die Beschaffenheit des Virus erklären, ebenso ernst nahmen die allermeisten Menschen die Empfehlungen der Wissenschaft. Und #bleibtzuhause, #bleibtgesund, #flattenthecurve – die Durchhalteparolen der Hashtag-Gesellschaft – sorgten für nötigen gesellschaftlichen Kitt.
Maßnahmen-Wirrwarr und unklare Zuständigkeiten
Und heute, etwa 20 Monate später? Stehen wir vor geschlossenen Impfzentren. Hören wir, dass Impfstofflieferungen rationiert wurden, vom Gesundheitsminister Jens Spahn selbst. Sind Schulen, aber auch viele andere öffentliche Einrichtungen noch immer nur sehr lückenhaft mit Luftfiltern ausgestattet. Warten die Menschen in langen Schlangen vor Teststellen. Bei einer Inzidenz von knapp 420 am 24. November 2021 – im landesweiten Durchschnitt. Und während der Rest der Welt im Frühjahr 2020 staunend und bewundernd nach Deutschland blickte, dient Spahn inzwischen als Aufhänger für Stand-up-Comedy auf NBC.
Der Erfolg der zunächst beherzten Corona-Schutzmaßnahmen bröckelte, ganz so, wie auch die Geschlossenheit der Politik – und der Menschen – von Woche zu Woche mehr bröckelten. Zuständigkeitskonflikte zwischen Bund, Ländern und Kommunen sorgten für Unsicherheit, teilweise unlogische Verhaltensregeln koppelten immer mehr Menschen vom eigentlichen Ziel, der Vermeidung von Infektionen, ab. Zwischenzeitlich frotzelte man, die einzig wirksamen Maßnahmen gegen Corona seien wohl die Jahreszeiten Frühling und Sommer gewesen.
Dabei haben wir in Deutschland wissenschaftliche Expertise: An der Charité entwickelten Christian Drosten sowie sein Kollege Victor Corman den weltweit ersten PCR-Test zum Nachweis von SARS-CoV-2. Und einer der ersten und bis heute wirksamsten Impfstoffe – BionTech – stammt aus Mainz. Deutschland hat bekanntermaßen ein gewisses Talent, seine Wissenschaftler zu vergrätzen.
Lieferprobleme und Existenzangst
Dabei vermag es das Coronavirus, die komplette Welt inklusive ihres ökonomischen Kreislaufs zu erschüttern. Die ersten chinesischen Fabriken schlossen bereits Anfang 2020, wegen zu vieler erkrankter Arbeiter blieben Aufträge unbearbeitet und Container voller Waren in den Häfen liegen. Man ahnte, dass die Lieferketten unter Druck geraten, sollte sich die Situation verschlechtern. Seither wurden immer wieder Häfen weltweit geschlossen. Und nicht nur der Warenverkehr, auch der geschäftliche Austausch leidet. Das Reisen ist nur eingeschränkt möglich, große internationale Messen, bei denen Unternehmen traditionell ihre Auftragsbücher füllen, fallen fast vollständig weg.
Die Lieferengpässe haben ihren Ursprung nicht nur in der Pandemie. Sie verschärften sich jedoch pandemiebedingt. Und sie sind es, die den deutschen Unternehmen aktuell große Sorgen bereiten. Zu diesem Schluss kommt auch der ifo-Geschäftsklimaindex, der im November 2021 zum fünften Mal in Folge sank. 9.000 Führungskräfte befragte das ifo-Institut und stellte fest, „dass es weiten Teilen der deutschen Wirtschaft schon wieder ziemlich schlecht geht“, sagte DIHK-Präsident Peter Adrian der Nachrichtenagentur dpa. Dabei träfe es vor allem die Unternehmen, die „normalerweise 30, 40 Prozent ihres Umsatzes“ in der Vorweihnachtszeit erzielen.
Aber nicht nur diese Unternehmen leiden. Nach der coronabedingten Rezession im Jahr 2020 folgte 2021 ein Boom. Weltwurde wurde soviel geordert wie lange nicht mehr. In der Folge explodierten die Rohstoffpreise, und das knappe Gut der Halbleiter wurde noch knapper. Die Halbleiterkrise schließlich traf die deutsche und internationale Automobilbranche und deren Zulieferer mit voller Wucht. Und diese wird noch andauern.
Mit der Absage von Weihnachtsmärkten und Weihnachtsfeiern sowie einem drohenden Lockdown dürfte zudem die Kauflust der Menschen weiter sinken. Dazu kommt die Angst vor drohendem Jobverlust in einzelnen Branchen wie Events und Messen, Gastro oder Reise – immerhin sind hier teilweise seit Frühjahr 2020 Arbeitnehmer in Kurzarbeit. „Beim Kauf der Weihnachtsgeschenke will jeder fünfte Mensch in NRW sparsamer sein als im Vorjahr“, meldet der WDR die Ergebnisse einer Umfrage des Senders. Bereits im September ließ die Kauflust der Deutschen nach. Für den Einzelhandel, insbesondere alle Sparten außerhalb der Lebensmittel, eine bedrohliche Nachricht. (Wir berichteten bereits im März über die schwierige Lage des Handels.)
Gefragt: Wirksame Corona-Maßnahmen
Die Situation muss sich verbessern, so viel steht fest. Vor allem wegen der tausenden Erkrankten und der überlasteten Pflegekräfte, aber eben auch, um die Unternehmen und ihre Mitarbeitenden zu schützen. Um Branchen wieder auf die Beine zu helfen und den Menschen wieder Zuversicht zu geben. Um Produktionsabläufe sicherzustellen und Kauflust anzufeuern.
Deutschlandweit traten nun neue Regeln in Kraft, etwa die 3G-Maßgabe am Arbeitsplatz. Doch für deren Überprüfung und Dokumentation ist der Arbeitgeber verantwortlich: Eine Anforderung, die für kleine Unternehmen kompliziert, konfliktträchtig und kostenintensiv sein kann. In einigen Bundesländern gilt gar 2G+ im Freizeitbereich. Zusätzlich zum Geimpft- oder Genesenenstatus muss ein Testnachweis vorgelegt werden, bevor man etwa ins Fitnessstudio oder ins Kino geht. Auch hier äußern Betreiber Angst vor Umsatzproblemen.
Während die Belastung für Unternehmen und ihre Angestellten immer größer wird, steigen gleichzeitig die Infektionszahlen unaufhörlich. Am 25.11. sind es mehr als 75.000 Neuinfektionen. Bei Kita-Kindern in NRW haben sie sich binnen einer Woche beispielsweise mehr als verdoppelt. Diese Kinder sind nicht nur krank, sie und ggf. auch ihre Kontakte müssen in der Folge zuhause betreut werden – was den Krankenstand in den Unternehmen zusätzlich erhöht.
Wenn Unternehmen mit anpacken
Der einzige Weg aus der Krise, so betonen Wissenschaftler immer wieder, sei die Impfung. Je mehr Menschen immunisiert sind, desto weniger landen letztlich in den Krankenhäusern. Es brauche eine Impfkampagne, die all jene aufklärt, die mehr Angst vor der Impfung als vor Infektion haben. Der neu gewählte Bundestag und die soeben zusammengestellte Ampel-Koalition muss aus unserer Sicht nun aus der Deckung kommen und wirksame und nachhaltige Maßnahmen auf den Tisch legen, die auch die Unternehmen sicher durch die kommenden Wintermonate bringen. Denn vielen Firmen – insbesondere aus den Branchen, die nun schon fast zwei Jahre stark betroffen sind – wird sonst in Kürze die Luft ausgehen. Ohne Intensivstation.
Viele Unternehmen haben sich der Sache selbst angenommen. Sie informieren über die Impfstoffe, lassen Betriebsärzte kommen und stellen ihrer Belegschaft Geldprämien und Einkaufsgutscheine in Aussicht, wenn sie sich impfen lassen. Der Thüringer Bürobedarf-Händler Böttcher AG lässt sogar 5.000 Euro für jeden geimpften Mitarbeiter springen – im Gegenzug schont er damit nicht nur Ärzte und Kliniken seiner stark betroffenen Region, er bekommt auch einen niedrigeren Krankenstand und gute Presse.
Wir sorgen für Sicherheit
Übrigens: Auch wir bei der Wa-Ka sorgen vor. Alle Termine nehmen wir bereits seit einiger Zeit ausschließlich mit vollständiger Impfung plus tagesaktuellem Corona-Test wahr. Und selbstverständlich bieten wir ebenfalls eine Beratung per Microsoft Teams.
Eine Antwort
Wirtschaft steht „an allen Fronten unter Druck“
Konjunktur, Kurzarbeit….
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/sorgen-wirtschaft-101.html