Rohstoffknappheit, Pandemie und Insolvenzen: GDV sieht eine Welt voller Risiken
Beim Jahresmediengespräch der Kreditversicherer warnte der GDV vor einer Häufung sehr komplexer Risiken, die Unternehmen vieler Branchen aktuell gefährden. Die Details – und unsere Einschätzung dazu – lesen Sie in dieser Zusammenfassung.
Insolvenzen, Rohstoffmangel, Teuerungen, politische Bedrohungen: Lediglich der unmittelbare Schock durch Corona sei überwunden, hieß es seitens des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in der jährlich anberaumten Pressekonferenz, nicht jedoch die mittel- und langfristigen Folgen der Pandemie. „Aktuell verändern sich die Risiken ständig und verstärken sich gegenseitig: Neue Coronawellen, globale Lieferengpässe und steigende Preise treffen auf einen gleichzeitig hohen Veränderungs- und Innovationsdruck“, erläuterte Thomas Langen, Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung.
Mehr Insolvenzen, höhere Schadenssummen
Nachdem staatliche Hilfen in den vergangenen beiden Jahren zahlreiche Unternehmen vor der Insolvenz bewahrt haben, rechnet der GDV wieder mit steigenden Insolvenzzahlen. Wie hoch, vermochte man nicht vorauszusagen: In einem Korridor zwischen 15.500 und 17.000 Unternehmen werde sich die Zahl der insolventen Unternehmen im Jahr 2022 bewegen. Ohnehin, führte Langen aus, komme es nicht nur auf die Zahl der Insolvenzen, sondern auf die Höhe der Ausfälle an. Diese seien seit einiger Zeit steigend. Die erwarteten Schäden aus einer Insolvenz lagen im ersten Halbjahr 2021 bei durchschnittlich über 4 Millionen Euro. Doppelt so hoch wie im Vorjahreszeitraum, so Langen, und damit habe eine Insolvenz heute einen stärkeren wirtschaftlichen Effekt als in den Jahren zuvor.
Dennoch sei es richtig gewesen, den Schutzschirm zu beenden und den Versicherungsschutz wieder komplett in die Hände der Versicherer zu übergeben. „Die Lage ist sicher immer noch schwierig, doch sie ist mit unserem bewährten Konzept zur Risikoüberwachung und -steuerung beherrschbar“, fasste Thomas Langen zusammen. Die Versicherer stünden verlässlich an der Seite ihrer Kunden.
Risikobranchen: Automotive, Gastro, Reise
Welche Branchen stehen unter besonderem Druck? Zum einen natürlich die Branchen, die von der Coronapandemie unmittelbar betroffen sind wie die Gastronomie, der Handel und die Reisebranche. Doch es kommen weitere Risiken hinzu – zuallererst der Rohstoffmangel. „Es fehlt derzeit an sehr vielem“, erklärte Langen und nannte beispielhaft erst nach Monaten gelieferte Geschirrspülmaschinen und Fahrrädern, fehlendes Material in der Verpackungsindustrie und zu wenig Holz in der Möbelindustrie.
Globale Risiken und Cyberkriminalität
Doch auch die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft – deren Vorankommen zuletzt auch auf dem Weltklimagipfel in Glasgow beschlossen wurde – führe zu einem Strukturwandel. Der Übergang zu E-Mobilität erhöhe etwa die Nachfrage nach Industriemetallen wie Kupfer, Nickel, Aluminium und Kobalt. Und Zulieferer, die bisher Teile für einen Verbrenner hergestellt haben, müssen ihr Geschäftsmodell überdenken. „Wer den Wandel nicht schafft“, warnte Langen, „wird eher früher als später seine Existenzberechtigung verlieren.“
Zu den rein wirtschaftlichen Risiken kommen politische: In Europa drohe der Konflikt in der Ostukraine zu eskalieren. Und die Spannungen zwischen den USA und China haben sich zuletzt verschärft. Hier werde es wahrscheinlicher zu neuen Sanktionen als zu Handelsabkommen kommen.
„Unter dem Strich sehen wir derzeit eine Welt voller Risiken“, resümierte Thomas Langen. Würden sich diese Risiken negativ entwickeln und kumulieren, sei dies schlecht für die Insolvenzen. Und Langen ergänzte ein weiteres Risiko, das sich in der Pandemie enorm verstärkt hat und auf das wir hier auch schon hingewiesen haben: steigende Cyberangriffe, die auch durch zu laxe Sicherheitsvorkehrungen bei der Arbeit im Home Office ermöglicht werden. Umfragen zufolge habe nur ein geringer Teil der Unternehmen ihre Compliance-Regeln oder Sicherheitsvorkehrungen an die neue Situation angepasst. Dabei können Cyberkriminelle auch den solidesten Unternehmen massiv schaden, bekräftigte Langen. Unternehmen sollten die Compliance-Regeln jetzt an die neue Arbeitswelt anpassen und damit zukunftsfähig werden.
Unsere Einschätzung
Die Risikolage ist vielfältig und herausfordernd – von der unmittelbaren Herausforderung der Pandemie über Rohstoffmangel und Inflationsgefahr bis zu politischen Konflikten. Diese Zusammenfassung der Kreditversicherer trifft auch unsere Einschätzung. Besonders hoch einzustufen ist unserer Meinung nach das Risiko plötzlicher, sehr überraschender Forderungsverluste und Insolvenzen. Diese können beispielsweise entstehen, wenn ein Unternehmen vergeblich auf Bauteile von Zulieferern wartet und schließlich eigene Zusagen nicht einhalten kann. In diesen Fälle nützen selbst beste Zahlungserfahrungen und höchste Bonität nichts mehr. Zudem können eine bröckelnde Lieferkette und längere Auslieferungszeiten dazu führen, dass der Schutz Ihrer Kreditversicherung nicht mehr ausreicht.
Bemühen Sie sich daher fortlaufend, die eigenen Risiken zu (er-)kennen und anzupacken. Ist Ihre Branche etwa von größeren Umwälzungen betroffen? Dann bringen Sie Ihr Geschäft auf den neuesten Stand. Und arbeitet Ihre Belegschaft inzwischen vermehrt im Home Office oder von unterwegs? Dann prüfen Sie intensiv Ihre IT-Sicherheit.
Die Versicherer bekräftigen, weiterhin ein starker und verlässlicher Partner sein zu wollen. Man habe in den vergangenen beiden Jahren viel mit Unternehmen gesprochen, die Lage analysiert und Informationen verdichtet, sodass Deckungszusagen auch ohne Schutzschirm aufrechterhalten werden können.
Nehmen Sie das Angebot wahr und schließen Sie Sicherheitslücken mit dem passenden Versicherungsschutz. Wir helfen Ihnen jetzt und auch 2022 wieder dabei, die perfekte, maßgeschneiderte Lösung für Ihr Unternehmen zu finden.